Beginn der Industrialisierung
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Gründung des Deutschen Reiches
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Entdeckung der Radioaktivität durch Antoine Henri Becquerel
Das bürgerliche Gesetzbuch tritt in Kraft
Die Titanic sinkt
Fließbandfertigung zur Automobilmontage durch Henry Ford
Deutschland im 19. Jahrhundert: Bauernbefreiung, Gewerbefreiheit und die industrielle Revolution wandeln das Land in wenigen Jahrzehnten von der Agrar- in eine Industriegesellschaft. Eisenbahnstrecken wie Lehrte-Hildesheim-Nordstemmen oder Hannover-Altenbeken über Ronnenberg, Holtensen und Völksen verkürzen auch in Südniedersachsen die Entfernung in andere Landesteile. Immer mehr Fabriken sorgen für Arbeitsplätze und bestimmen das Bild der wirtschaftlichen Entwicklung, so beispielsweise die Chemische Fabrik Lehrte, die Tapetenfabrik G.L. Peine in Hildesheim, Zuckerfabriken wie in Sehnde oder die Kaliwerke um Ronnenberg.
Mitte des 19. Jahrhunderts leiden Bauern, Handwerker und kleine Händler unter Kapitalmangel und fehlenden Kreditmöglichkeiten. Oft sind sie auf private Geldgeber angewiesen, die hohe Zinsen verlangen. Friedrich Wilhelm Raiffeisen und Hermann Schulze-Delitzsch entwickeln daher die Idee regionaler Zusammenschlüsse nach dem Prinzip der Selbsthilfe: Durch Mitgliedsbeiträge und Spargelder soll ein gemeinsamer Kapitalstock entstehen, aus dem Kredite zu günstigen Konditionen vergeben werden. „Was dem Einzelnen nicht möglich ist, das vermögen viele“, bringt Raiffeisen die Genossenschaftsidee auf den Punkt.
Die Genossenschaftsidee breitet sich schnell in Deutschland aus. Schon 1856 wird auch in Hildesheim ein Vorschussverein nach den Grundsätzen von Schulze-Delitzsch gegründet. Allerdings nimmt er wohl nie die Rechtsform einer beim Amtsgericht eingetragenen Genossenschaft an und auch seine Tätigkeit bleibt überschaubar. Spätestens nach dem Zweiten Weltkrieg kommt sie offenbar nahezu zum Erliegen, bevor der Verein in den 1960er Jahren schließlich aufgelöst wird.
Der älteste „Keimzelle“ der Volksbank Hildesheim-Lehrte-Pattensen ist die Vorschuss- und Sparkasse in Lehrte. Sie wird am 30. November 1873 gegründet und nimmt zum 1. Januar 1874 ihre Geschäfte auf. Allerdings können sich die Initiatoren im Vorfeld nicht über die konkrete Ausgestaltung der Genossenschaft einigen, weshalb einige von ihnen die Bildung einer zweiten Bankgenossenschaft vorantreiben. Am 14. Dezember 1873 errichten sie den Central-Vorschuss- und Sparverein für Lehrte und Umgebung. So begründen gleich zwei Vorgängerbanken das 150. Bankjubiläum im Jahr 2023.
Als dritte Wurzel der heutigen Bank gründen 24 Geschäftsleute und Landwirte aus Sehnde und Umgebung am 11. Februar 1887 den Spar- und Darlehnskassenverein Sehnde. Die ersten Geschäftsräume stellt die Aktien-Zuckerfabrik Sehnde zur Verfügung, „mit der die Kasse von Anfang an in engster und angenehmer Geschäftsverbindung“ steht. Nach einem Jahr zählt die Genossenschaft bereits 72 Mitglieder.
Ebenfalls noch 1887 wird die Spar- und Darlehnskasse in Algermissen gegründet, ein Jahr später folgt die Spar- und Darlehnskasse in Borsum.
Um die Jahrhundertwende kommt es zu einer wahren Gründungswelle in der Region. In der Provinz Hannover steigt die Zahl der Spar- und Darlehnskassen zwischen 1889 und 1899 von 38 auf 283 an. Und auch im Bereich der Volksbank Hildesheim-Lehrte-Pattensen werden 25 von 41 bekannten Vorgängerbanken zwischen 1894 und 1902 gegründet (hauptsächlich als Spar- und Darlehnskassen, sofern nicht anders erwähnt):
Gemeinsam ist fast allen die Ausgestaltung als Genossenschaft mit unbeschränkter Haftpflicht – was von den Mitgliedern nicht wenig Mut und viel Vertrauen in die Sache erfordert. Denn im ärgsten Fall müsste jedes Mitglied bei einem Konkurs mit seinem ganzen Vermögen haften.
Am Abend des 11. Februar 1897 treffen sich 96 Hildesheimer Bürger am Neustädter Markt 55. Unzufrieden mit dem begrenzten Serviceangebot des Vorschussvereins Hildesheim, gründen sie eine neue Bankgenossenschaft. Hierfür einigen sie sich auf eine Satzung und auf fünf Mark Eintrittsgeld, das sie jeweils als Kapital für ihre eigene Bank einzahlen wollen. So beginnt die Entwicklung des Spar- und Darlehns-Vereins zu Hildesheim. Bis zum Jahresende 1897 sind ihm schon 270 Mitglieder beigetreten.
Ebenfalls noch 1897, am 30. Dezember, gründen 72 Nordstemmer Bürger im Bartelschen Gasthaus die Spar- und Darlehnskasse Nordstemmen. Bis dahin gibt es im Ort keine Bank, weshalb die Einwohner für ihre Geldgeschäfte nach Hildesheim oder Gronau müssen. Das erste Geschäftslokal wird im Haus des Kaufmanns Franz Veuskens sen. eingerichtet, der nebenamtlich als Rendant die Geschäfte der Kasse führt. Feste Kassenstunden gibt es noch nicht, Veuskens ist tagsüber und auch in den Abendstunden für die Mitglieder zu sprechen.
Zwei Jahre später, am 18. September 1899, kommt es auch im Ratskeller von Eldagsen zu einer „Besprechung über eine zu gründende Creditgenossenschaft“. Nach einem Vortrag über den Wert solcher Einrichtungen für den gesamten Mittelstand unterschreiben 45 Männer das Gründungsstatut des Eldagser Kreditvereins. Frauen sind damals nicht dabei, dafür hat schon die Versammlungseinladung gesorgt. Sie richtet sich – wie damals üblich – nur an „alle Herren, die sich für diese Sache interessieren“.
1886 stellt die Königliche Landwirtschafts-Gesellschaft zu Hannover den Wanderlehrer August Fricke (1848-1934) ein. Er soll die Ausbreitung der Genossenschaften durch Vorträge befördern und junge Genossenschaften beratend unterstützen. So hält Fricke am 26. Januar 1887 beim Landwirtschaftlichen Verein in Sehnde einen Vortrag über genossenschaftliche Spar- und Darlehnskassen. Kurz darauf, am 11. Februar 1887, wird der Spar- und Darlehnskassenverein Sehnde errichtet. Auch bei den Gründungsversammlungen der Kassen in Algermissen und Borsum ist er als Pate dabei.
Der Bedarf an genossenschaftlichen Geldinstituten zeigt sich an ihrem schnellen Wachstum. So übersteigt der Umsatz des Spar- und Darlehnsverein Hildesheim – seit 1911 als Gewerbebank firmierend – 15 Jahre nach der Gründung erstmals die Marke von 10 Millionen Mark. Die Mitgliederzahl hat sich in dieser Zeit auf 570 Mitglieder mehr als verdoppelt.
Genossenschaften werden vom Engagement ihrer Mitglieder getragen – früher noch viel stärker als heute. Entsprechend stark ist der Wunsch nach reger Teilnahme der Mitglieder an den Generalversammlungen. Schon Friedrich Wilhelm Raiffeisen empfiehlt daher Geldstrafen für unentschuldigtes Ausbleiben – und so schreibt es auch die Spar- und Darlehnskasse Nordstemmen in ihre Satzung: Mitglieder, die ohne schriftliche Entschuldigung den Versammlungen fernbleiben, müssen in den ersten Jahren jeweils 25 Pfennig Strafe zahlen.
Sehr früh zeigen die Spar- und Darlehenskassen auch ihr regionales Engagement mittels finanzieller Zuwendungen für soziale und gemeinnützige Zwecke. So beschließt die Leitung der 1895 gegründeten Spar- und Darlehnskasse Rössing bereits 1906, mit 150 Mark aus ihrem Reingewinn die „Herbeiziehung einer Gemeinde-Krankenpflegerin“ zu unterstützen. Weitere 30 Mark sollen der Rössinger Volksbibliothek zugewandt werden.
Zu den Zielen der Genossenschaftsbanken gehört von Anfang an die Förderung des Spargedankens. So werden bei der Vorschuss- und Sparkasse in Lehrte schon 1908 Heimsparkassen ausgegeben, um auch kleinste Beträge für die Wirtschaft nutzbar zu machen und den Sparsinn der Jugend zu fördern. Die hufeisenförmigen Spardosen mit dem Spruch „Spare in der Zeit, so hast Du in der Not“ geht zu Hunderten in die Familien des Geschäftsbereiches. Dort halten sie so manchen Groschen fest, der sonst vielleicht für unnötige Dinge ausgegeben würde.
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1914 wird die Aufwärtsentwicklung der noch jungen Kreditgenossenschaften durch den Ersten Weltkrieg und seine Folgen jäh unterbrochen. Infolge der politischen Unsicherheit heben zahlreiche Sparer teilweise noch vor Kriegsbeginn ihr Geld bei den Banken ab, so beispielsweise auch bei der Creditbank in Lehrte. Doch nachdem hier alle gewünschten Spargelder anstandslos ausgezahlt werden, ebbt der Ansturm besorgter Kunden rasch wieder ab.
Schwierigkeiten im Geschäftsablauf ergeben sich vor allem durch das Fehlen von Angestellten sowie Aufsichtsrats- und Vorstandsmitgliedern, die dem Ruf zur Fahne gefolgt sind. Bei den Bankkunden sorgen allgemeine Investitionsbeschränkungen für einen Rückgang des Kreditgeschäftes, gleichzeitig lässt die hohe Nachfrage nach handwerklichen Rüstungsgütern und landwirtschaftlichen Erzeugnissen die Spareinlagen nach oben schießen. Letztere fließen vielfach in Kriegsanleihen. So zeichnet allein die Spar- und Darlehnskasse in Nordstemmen Kriegsanleihen über 228.200 Mark.
Nach dem Ersten Weltkrieg gewinnt der Trend zu genossenschaftlichen Zusammenschlüssen neuen Schub. Bis 1921 schnellt die Zahl der jährlichen Neugründungen auf jeweils rund 5.000 Genossenschaften empor. Darunter befinden sich auch vier Spar- und Darlehnskassen, die 1921 in Lühnde, Esbeck, Dolgen und Burgstemmen entstehen.
Und auch ältere Genossenschaften spüren das neuerliche Interesse: So steigt beispielsweise bei der Gewerbebank Hildesheim die Mitgliederzahl zwischen 1919 und 1923 von 660 auf 1.193 an.
Nach dem Ersten Weltkrieg muss Deutschland nicht nur die eigenen Kriegsschulden begleichen, sondern auch hohe Reparationszahlungen leisten. Zur Finanzierung wirft die Regierung die Notenpressen an – und nährt damit kräftig die zu Kriegszeiten begonnene Inflation. 1923 explodieren die Beträge auf den Geldscheinen bis in den Billionen-Bereich, gleichzeitig sinkt die Kaufkraft der Währung ins Bodenlose. Kostet ein Brot 1914 noch 54 Pfennig, so sind dafür auf dem Höhepunkt der Geldentwertung im November 1923 stolze 540 Milliarden Mark auf den Ladentisch zu legen.
Während der Hyperinflation müssen die Banken mit immer größeren Summen kalkulieren, wie auch die Abschlüsse der Spar- und Darlehnskasse Harsum zeigen. So schnellt die Bilanzsumme bis zum Höhepunkt der Inflation 1923 auf astronomische 1.728.973.959.995.061,21 Mark (1,73 Billiarden Mark) empor. Erst nach dem Währungsschnitt im November 1923 (1 Rentenmark = 1 Billion Papiermark) pegelt sich die Bilanzsumme wieder bei „überschaubaren“ 1.728,97 Rentenmark ein.
Über die Folgen dieser Zahlenungeheuer klagt man etwa bei der Creditbank Lehrte: „Tag und Nacht mussten alle Kräfte der Bank sehr fleißig tätig sein, um diese gewaltigen Zahlen durch die Bücher zu schleusen. (…) An Stelle der Geldbörsen und Brieftaschen musste die Papierflut in großen Koffern befördert werden, wenn man vom anderen Orte Geld holte oder dort Zahlungen zu leisten hatte.“
So manche Bank wird von der Inflation aus der Bahn geworfen, darunter offenbar die Spar- und Darlehnskassen in Itzum und Machtsum sowie die genossenschaftliche Beamtenbank in Hildesheim. Sie werden zwischen 1922 und 1924 aufgelöst. Die Spar- und Darlehnskasse Dolgen, erst 1921 gegründet, schlüpft im Juni 1923 unter das Dach der Sehnder Bank – und markiert damit die erste Fusion auf dem Weg zur heutigen Volksbank Hildesheim-Lehrte-Pattensen. Zum Jahreswechsel 1923/24 verschmilzt dann die Spar- und Darlehnskasse Wülfingen auf die Spar- und Darlehnskasse in Burgstemmen.
1923 übernimmt Elisabeth Kornacker die Verwaltung der Spar- und Darlehnskasse in Harsum. Die Geschäfte der Kasse werden damals in einem Nebenraum der „Kornackerschen Gastwirtschaft“ an der Kaiserstraße abgewickelt, wo die Bank noch bis 1955 ihren Sitz hat. Nach bisherigen Erkenntnissen ist Elisabeth Kornacker die erste Frau in leitender Position bei den Vorgängern der heutigen Volksbank Hildesheim-Lehrte-Pattensen – und das mit Erfolg: 1948 wird sie für ihre 25-jährige Tätigkeit geehrt, die sie danach noch bis zu ihrem Tod 1951 fortsetzt.
Inmitten einer kurzen Phase der politischen Beruhigung und des wirtschaftlichen Aufschwungs – heute als „goldene Zwanziger“ bekannt – gründen im Ratskeller der Stadt Pattensen 29 Einwohner am 28. Juli 1926 die Kreditbank Pattensen. Ihren ersten Sitz hat die junge Genossenschaft bis August 1948 in der Dammstraße 4.
Bereits zwei Monate zuvor, am 29. Mai 1926, entsteht die Spar- und Darlehnskasse Gleidingen. Sechs Jahrzehnte später wird sie mit der Pattenser Kreditgenossenschaft verschmelzen.
Am 10. Mai 1926 eröffnet die frühere Vorschuss- und Spar-Kasse zu Lehrte, inzwischen als Creditbank Lehrte firmierend, eine Zweigstelle in der Sehnder Bahnhofstraße 101. Damit tritt sie in direkte Konkurrenz zur Spar- und Darlehnskasse Sehnde – die zuvor Mieter des nun von der Creditbank erworbenen Gebäudes war.
Im Strudel der Weltwirtschaftskrise müssen mehrere deutsche Großbanken im Sommer 1931 ihre Schalter schließen. Ihre Zahlungsunfähigkeit löst einen „Bank-run“ auf alle Kreditinstitute aus, weshalb die Regierung „Bankfeiertage“ und Auszahlungssperren anordnet. Doch die Maßnahmen belasten die Wirtschaft und erschüttern das Vertrauen in die Banken weiter – auch bei den Vorgängern der Volksbank Hildesheim-Lehrte-Pattensen: So fallen etwa bei der Gewerbebank Hildesheim die Spareinlagen von 1930 bis 1932 von 919.901 Reichsmark um gut 40 Prozent auf 549.063 Reichsmark.
Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland
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Zweiter Weltkrieg und Holocaust
Mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten bricht für die Genossenschaften eine schwere Zeit an. Ihr Prinzip der genossenschaftlichen Selbstverwaltung kollidiert mit dem nationalsozialistischen „Führerprinzip“, nach dem Führer immer von oben einzusetzen sind. Im Rahmen der sogenannten „Gleichschaltung“ kommt es zu personellen Umbesetzungen von Führungspositionen. So tritt beispielsweise der Aufsichtsrat der Gewerbebank Hildesheim geschlossen zurück und wird neu gewählt.
Um das Bauerntum als „Blutquelle des deutschen Volkes“ zu erhalten, wird im September 1933 das Reichserbhofgesetz erlassen. Es soll Bauernhöfe vor Zersplitterung durch Vererbung oder Überschuldung schützen. Erbhöfe dürfen daher ohne Ausnahmegenehmigung nicht mehr mit Krediten belastet werden. Überschuldete Höfe können ihre Schuldenlast mit dem ergänzenden Entschuldungsgesetz zulasten der Gläubiger deutlich reduzieren. So verzeichnet allein die Creditbank Lehrte 1935 26 Entschuldungsverfahren, durch die sie fast 15.000 Reichsmark verliert.
Die Ausgrenzung von Juden macht auch vor den Genossenschaften nicht Halt. So werden beispielsweise die von den Genossenschaftsverbänden herausgegebenen Mustersatzungen der Genossenschaften ab 1934 um einen Paragraphen gegen „nichtarische“ Mitglieder erweitert. Die drei Tage nach der Reichskristallnacht vom 9. November 1938 erlassene „Verordnung zur Ausschaltung der Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben“ verbietet schließlich allen Juden generell ab 1939 die Mitgliedschaft in einer Genossenschaft.
Wie die Vorgänger der heutigen Volksbank mit ihren etwaigen jüdischen Mitgliedern umgehen, lässt sich aufgrund einer lückenhaften Quellenlage leider nicht mehr nachvollziehen. Die allgemeinen Bestimmungen, dass nur Personen „arischer Abstammung“ Mitglieder werden können, sind zumindest für die überlieferten damaligen Satzungen einiger Spar- und Darlehnskassen enthalten.
Zu den Anforderungen an die Belegschaft während des Nationalsozialismus vermerkt die Betriebsordnung der Creditbank Lehrte vom 15. Februar 1938:
„Mitglied der Betriebsgemeinschaft kann nur sein, wer der deutschen Arbeitsfront angehört. Juden oder mit Juden verheiratete können nicht in die Gefolgschaft aufgenommen werden. Jeder neue Mitarbeiter erhält bei der Einstellung einen Abdruck der Betriebsordnung, auf die er sich durch seine Unterschrift verpflichtet. Durch Handschlag gelobt er dem Führer des Betriebes Treue, Pünktlichkeit, Pflichterfüllung, Verschwiegenheit über alle nicht für die Öffentlichkeit bestimmten Vorfälle innerhalb der Bank und kameradschaftliches Verhalten.“
Am 15. April 1945, vier Tage nach Einzug der alliierten Streitkräfte in Lehrte, erhält die Betriebsordnung die handschriftliche Ergänzung: „Diese Betriebsordnung ist unter Druck der Arbeitsfront erlassen. Da die Arbeitsfront aufgehoben ist, ist (…) auch diese Betriebsordnung erledigt.“
PDF: Creditbank Lehrte - Betriebsordnung 1938
Ab Mitte der 1930er Jahre beginnt bei den bisher unter verschiedenen Namen auftretenden Genossenschaftsbanken eine überregionale Vereinheitlichung der Firmenauftritte. Den Vorgaben ihrer Verbände folgend übernehmen der Kreditverein Eldagsen, die Creditbank Lamspringe und die Kreditbank Pattensen 1939, die Gewerbebank Hildesheim und die Creditbank Lehrte 1941 die Bezeichnung „Volksbank“. Zudem nutzen sie ab 1941 das „geflügelte V“ als einheitliches Volksbank-Logo. Die ländlichen Genossenschaften führen ab 1936 das Giebelkreuz mit den aufgesetzten Pferdeköpfen als neues Einheitslogo ein.
Am 1. September 1939 beginnt mit dem deutschen Überfall auf Polen der Zweite Weltkrieg. Nicht nur bei der Volksbank Hildesheim muss die Gefolgschaft nun „ganz erhebliche Mehrarbeit“ leisten, um den Geschäftsbetrieb trotz der Einberufung etlicher Angestellter und eines Vorstandsmitgliedes im gewohnten Umfang aufrecht zu erhalten. Auch mehr Frauen übernehmen nun Verantwortung, wie bei der Spar- und Darlehnskasse in Burgstemmen: Nach der Einberufung des Geschäftsführers Egon Veuskens führt seine Ehefrau Frieda die Kassengeschäfte bis zum Kriegsende.
Wie schon im Ersten Weltkrieg profitiert die Wirtschaft zunächst von der zunehmenden Rüstungsproduktion und der Ablieferungspflicht für landwirtschaftliche Erzeugnisse. In der Folge schnellen die Spareinlagen bei den Banken in die Höhe. Allein bei der Sehnder Bank steigen sie zwischen 1939 und 1944 von 646.065 Reichsmark auf 3.751.752 Reichsmark – ein Plus von über 480 Prozent in nur sechs Jahren. Die Spargelder legen die Banken überwiegend in Reichsanleihen oder bei der Zentralbank an – und unterstützen damit wiederum die Kriegsfinanzierung.
Während die Spareinlagen steigen, geht das Kreditgeschäft der Banken deutlich zurück. Baumaßnahmen oder die Anschaffung neuer Maschinen und Geräte sind unter den Vorgaben der totalen Kriegswirtschaft kaum noch möglich. So muss die Sehnder Bank 1943 konstatieren, dass „die Kreditnachfrage belanglos war und wohl auch bis auf weiteres bleiben wird. Für unser landwirtschaftliches Gebiet wird erst der Krieg zu Ende gehen müssen, um all das nachzuholen, was jetzt nicht beschafft und durchgeführt werden kann. Erst dann dürfte ein gewisser Kreditbedarf einsetzen.“
Im Kriegsverlauf werden kleinere Banken oder einzelne Geschäftsstellen auf Anordnung des Reichskommissars für das Bankwesen stillgelegt. Dadurch sollen knappe Arbeitskräfte und Bürotechnik wie Schreib- oder Buchungsmaschinen freigemacht werden. So wird auch die Geschäftsstelle Nordstemmen der Spar- und Darlehnskasse Burgstemmen-Nordstemmen – die Kassen Nordstemmen und Burgstemmen haben 1938 fusioniert – im Sommer 1943 stillgelegt. Im Mai 1944 schließt die Volksbank Lamspringe, ihre Geschäfte übernimmt die Volksbank Hildesheim.
Ende des Zweiten Weltkriegs und Teilung Deutschlands
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Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki
Beginn des Kalten Krieges und Wettrüsten zwischen USA und Sowjetunion
Währungsreform: Einführung der Deutschen Mark
Gründung der Bundesrepublik - Das Grundgesetz tritt in Kraft
Allgemeine Erklärung der Menschenrechte
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Das Wunder von Bern: Deutschland wird Fußballweltmeister
Gründung der Bundeswehr und Deutschland tritt der NATO bei
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Bau der Berliner Mauer, Kuba-Krise und Jahrhundertflut in Norddeutschland
Martin Luther King Jr. hält die Rede "I have a Dream" gegen Rassentrennung und Ungleichheit in Washington D.C.
Mehrwertsteuer wird eingeführt (10 Prozent bzw. 5 Prozent ermäßigt)
Erste bemannte Mondlandung
Entwicklung von Arpanet für Großrechner von Universitäten/Forschungszentren als Vorläufer des World Wide Web, das 1989 erfunden wurde
Mit der Kapitulation Deutschlands endet am 8. Mai 1945 der Zweite Weltkrieg in Europa. Zerstörte Häuser, Brücken und Fabriken bestimmen das Bild in einem von Besatzungsmächten geteilten Deutschland. Die mühsamen Aufräumarbeiten beginnen, auch in Südniedersachsen. In Hildesheim erwirbt die noch im März 1945 ausgebombte Volksbank das Trümmergrundstück Am Zingel 15. Hier bergen die Mitarbeiter in ungezählten Stunden Stein um Stein für den Neubau eines Bankgebäudes. Im Juni 1949 können sie die neuen Räume beziehen.
Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges verliert die Reichsmark ihren Wert. „Hamsterfahrten“ aufs Land gehören nun ebenso zum Alltag vieler Menschen wie der Tauschhandel auf dem Schwarzmarkt oder „Kompensationsgeschäfte“ im Geschäftsleben. Zigaretten, aber auch Bohnenkaffee, Schokolade, Kartoffeln oder Benzin werden zur neuen Währung. Viele Waren gibt es nur auf Bezugsschein.
Wie schwierig die Versorgungslage ist, zeigt ein Beispiel von der Sehnder Bank: Aufgrund der Papierknappheit kann sie ihren Mitgliedern vor der Generalversammlung 1948 den Geschäftsbericht und die Bilanzen nicht einzeln per Post zuschicken. Das zugewiesene Kontingent reicht „gerade mit Mühe und Not“ für den Druck der Einladungen.
Zur Wiederherstellung geordnete Währungsverhältnisse wird in den drei westlichen Besatzungszonen und Westberlin zum 21. Juni 1948 die Deutsche Mark als neue Währung eingeführt. Der Umtausch von Reichsmark in D-Mark erfolgt offiziell zum Kurs von zehn zu eins. Tatsächlich gibt es aber wegen diverser Sonderregeln für 100 Reichsmark nur 6,50 D-Mark. Besondere Verbindlichkeiten wie Löhne, Mieten und Renten werden dagegen eins zu eins umgewertet. Zudem gibt es für jeden Einwohner ein „Kopfgeld“ von 60 D-Mark im Tausch gegen 60 Reichsmark.
Für die Banken bedeutete die Währungsreform eine große Arbeitsbelastung, insbesondere durch Deklaration und Umtausch des Geldes, Auszahlung des „Kopfgeldes“ und Umschreibung der Kontobücher. Gleichzeitig verlieren sie durch die Umstellung auf die D-Mark zum zweiten Mal innerhalb eines Vierteljahrhunderts fast ihre gesamten Reserven. Das gilt auch für die Vorgänger der heutigen Volksbank eG Hildesheim-Lehrte-Pattensen, bei denen die anvertrauten Einlagen von einem Tag auf den anderen aufgrund der Umstellung von Reichsmark auf D-Mark massiv zusammenschmelzen.
Die positiven Folgen der Währungsumstellung, verbunden mit der Aufhebung der staatlichen Preisbindungen, zeigen sich umgehend: Gehortete Waren und Konsumgüter kommen wieder auf den Markt, die Angebotstheken der Läden füllen sich schlagartig. Im nationalen Bewusstsein vieler Deutschen steht die Einführung der D-Mark als symbolisches Ende des Nachkriegselends und als Startschuss für das beginnende Wirtschaftswunder in der ein Jahr später gegründeten Bundesrepublik.
Der Aufschwung spiegelt sich auch in den Bilanzen der Banken wider, so zum Beispiel bei der Volksbank Pattensen: Vom 20. Juni 1948 bis zum Jahresende 1969 steigt ihr Eigenkapital von 25.321 D-Mark auf 463.184 D-Mark, die ihr anvertrauten Einlagen von 0,16 auf 6,69 Millionen D-Mark und die Summe der ausgegebenen Kredite von 0,75 auf 4,29 Millionen D-Mark.
Nachdem die Stadtsparkasse Gronau 1943 zwangsweise stillgelegt wurde, besteht in Gronau nach der Währungsreform das Bedürfnis nach einem neuen Geldinstitut. Am 23. November 1951 wird daher die Genossenschaftsbank Gronau als jüngste Wurzel der heutigen Volksbank Hildesheim-Lehrte-Pattensen gegründet.
Der einsetzende Konjunkturaufschwung führt zu einem hohen Kreditbedarf. Doch für die Ausgabe neuer Kredite brauchen die vom Krieg gebeutelten Banken neues Kapital. Die Kreditgenossenschaften beginnen daher vielfach mit der Aufwertung ihrer auf D-Mark umgestellten Genossenschaftsanteile. Zudem werben sie um neue Mitglieder und verstärken die Sparwerbung.
Die Menschen wieder fürs Sparen zu begeistern, ist nicht leicht. Zu frisch sind die Erinnerungen an zwei Geldvernichtungen in einem Vierteljahrhundert. Zudem schwappt nach Jahren der Entbehrungen die Konsumlust durchs Land: Auf die „Fresswelle“ folgen Bekleidungs- und Einrichtungswelle, schließlich auch die „Reisewelle“. Wie vielfältig daher die Spartätigkeit von den Banken gefördert wird, zeigt sich bei der Lehrter Volksbank. Sie wirbt unter anderem für das Junghandwerkersparen, das Reise- und Sparschrank-Sparen sowie das neue Gewinnsparen.
Zur Steigerung der Sparfreude führen die Kreditgenossenschaften ab 1950 das Gewinnsparen ein. Zu den Vorreitern gehören die 1952 durch die lokalen Volksbanken gegründeten Gewinn-Spar-Vereine Hildesheim und Lehrte-Misburg. Ihr Zweck ist die „Pflege des zeitlich begrenzten Sparens“. Zur Förderung „dieses im Interesse des Einzelnen und der Allgemeinheit“ liegenden Ziels verlosen die Vereine jährliche Prämien für die Sparer. Diese verpflichten sich dafür, ein Jahr lang wöchentlich mindestens eine D-Mark zu sparen.
Inzwischen sind die Vereine aufgelöst, doch das Gewinnsparen gibt es bei den Genossenschaftsbanken noch heute.
Am 7. April 1961 geht die Volkswagen AG an die Börse. In Anlehnung an das CDU-Wahlkampfversprechen „Wohlstand für alle“ können alle Bundesbürger vorab eine VW-Aktie zum vergünstigten Preis von 350 D-Mark kaufen. Für Privatanleger mit geringem Einkommen gibt es weitere Rabatte von bis zu 25 Prozent. Schon am ersten Handelstag steigt der Kurs auf 750 D-Mark. Die neue Volksaktie steigert das Interesse für Wertpapiergeschäfte. So vermerkt damals etwa die Volksbank Pattensen: „Der Kauf von Volkwagen-Aktien hat viele neue Kunden auf den Plan gerufen.“
Das Wirtschaftswunder bringt den Banken eine schnelle Ausweitung ihrer Geschäfte. Dafür sorgen nicht zuletzt die Einführung von Lohnkonten anstelle der bisher üblichen Lohntüten sowie der Durchbruch der bargeldlosen Überweisung in den 1960er Jahren. Der erhöhte Arbeitsanfall fördert den Einsatz der maschinellen Buchhaltung. So stellt auch die Spar- und Darlehnskasse Burgstemmen 1966 „auf eine moderne Form der elektronischen Datenverarbeitung“ um. Die neuen Lochkartensysteme kommen vor allem im Kassen- und Buchungswesen zum Einsatz.
Erhöhter Platzbedarf durch den zunehmenden Geschäftsverkehr sowie veränderte Arbeitsabläufe im Bankgeschäft führen zu vermehrten Aus- und Neubauten. So eröffnet die Volksbank in Pattensen 1962 ihr neues Bankgebäude in der Schulstraße 11 mit „großen, hellen und schönen Arbeitsräume (…), die dem täglichen Arbeitsanfall und -ablauf hervorragend dienen“. Die Spar- und Darlehnskasse in Sorsum weiht 1967 ihr neues Bankgebäude ein. Für den Bau verzichten die Mitglieder drei Jahre lang auf die Zahlung einer Dividende.
1958 hebt das Bundesverwaltungsgericht die seit 1934 geltende Bedürfnisprüfung für neue Zweigstellen auf. In der Folge beginnen die Banken mit dem raschen Ausbau ihrer Geschäftsstellennetze. So eröffnet die Volksbank Gleidingen bereits 1959 eine Zweigstelle in Oesselse, 1964 eine weitere in Rethen. Ein hohes Tempo legt die Volksbank Eldagsen-Springe vor: 1967 eröffnet sie eine Zweigstelle in Völksen, 1969 folgen weitere Filialen in Alferde, Holtensen und Mittelrode sowie in Springe für das Neubauviertel „Am Ebersberg“.
1967 wird das seit 1932 bestehende Zinsabkommen der Banken und das schon 1928 beschlossene Wettbewerbsabkommen zum Verbot „aufdringlicher Reklame“ aufgehoben. Die Banken können die Konditionen ihrer Produkte nun wieder selbst bestimmen und dafür auch offensiv die Werbetrommel rühren. Die Höhe der Zinssätze wird zum Wettbewerbsfaktor, die Konkurrenz unter den Banken nimmt zu. 1973 fällt zudem für die Bankgenossenschaften das Verbot der Kreditvergabe an Nicht-Mitglieder.
Steigender Arbeitsaufwand, neue Gebäude, neue Banktechnik, mehr Werbung, komplexere Produkte und die erforderliche Qualifizierung der Mitarbeitenden – das alles treibt die Kosten der Banken. Gerade die kleinen Spar- und Darlehnskassen haben es hier schwer. Es kommt daher vermehrt zu Fusionen wie bei der Spar- und Darlehnskasse Burgstemmen: Sie übernimmt 1964 und 1965 die benachbarten Darlehnskassen Rössing-Jeinsen und Emmerke. 1968 verschmilzt sie mit der Genossenschaftsbank Gronau und der Spar- und Darlehnskasse Eberholzen zur Volksbank Leinetal mit Sitz in Burgstemmen.
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Seit 1926 können Genossenschaften mit mehr als 1.500 Mitgliedern Vertreterversammlungen anstelle der Generalversammlungen aller Mitglieder nutzen. Gut 40 Jahre später greifen erste Vorgänger der Volksbank Hildesheim-Lehrte-Pattensen dieses Instrument auf. So stimmt am 19. Februar 1970 die 73. – und in der Form letzte –Generalversammlung der Volksbank Hildesheim für die Einführung der Vertreterversammlung. Bei der Volksbank Leinetal treten am 10. Juni 1970 bereits 134 Vertreter zur ersten Vertreterversammlung der Genossenschaft zusammen. Ihre ersten Beschlüsse gelten unter anderem der Übernahme der Spar- und Darlehnskasse Sorsum.
Unter dem neuen Werbeslogan „Wir bieten mehr als Geld und Zinsen“ wollen die Bankgenossenschaften mit einer Ausweitung ihrer Geschäftsfelder punkten. So beschließt etwa die Vertreterversammlung der Spar- und Darlehnskasse Burgstemmen am 5. Juli 1972 die Geschäftstätigkeit der Bank „auf den Bereich der Vermittlung von Versicherungen, Reisen und Immobilien auszuweiten.“ Auch andere Vorgängerbanken vollziehen diesen Schritt. Zu einem Highlight für Mitglieder und Kunden entwickeln sich dabei die angebotenen Gruppenreisen.
Einhundert Jahre existieren die beiden 1873 in direkter Konkurrenz gegründeten Lehrter Kreditgenossenschaften nebeneinander und machen sich gegenseitig die Kunden abspenstig. Nach mehreren gescheiterten Anläufen kommt es Anfang der 1970er Jahre zu neuerlichen Gesprächen über ein Zusammengehen beider Institute – diesmal mit Erfolg. 1974 schließen sich die Volksbank Lehrte von 1873 und die Genossenschaftsbank Lehrte zur neuen Volksbank Lehrte zusammen.
Mit dem 75. Jubiläum der 1899 gegründeten Volksbank Eldagsen-Springe scheidet der Bankdirektor Herbert Katz 1974 nach 36-jähriger Tätigkeit aus dem Amt. Sein einziger Vorgänger ist der Rendant Gustav Gadesmann, der die Geschicke der Bank von 1899 bis 1938 verantwortet. Es dürfte nicht allzu häufig vorkommen, dass eine 75-jährige Entwicklung mit nur zwei Bankleitern erfolgt.
Für weiteren Konsolidierungsdruck gerade bei den kleineren Genossenschaftsbanken sorgt ab 1976 das für Kreditinstitute eingeführte „Vier-Augen-Prinzip“. Danach kann die Erlaubnis für das Bankgeschäft von der Bankenaufsicht zurückgezogen werden, wenn ein Geldinstitut nicht mindestens zwei ausgebildete Bankleiter und einen Innenrevisor beschäftigt, und das nicht nur ehrenamtlich.
Am 13. März 1978 eröffnet die Volksbank Hildesheim ihre neue Zentrale am Kennedydamm 10. Hier gibt es in der Servicehalle keinen separaten Kassenschalter mehr. Stattdessen kommt das Geld für Auszahlungen aus einem Dienstleistungsraum abgezählt per Rohrpost direkt an die Serviceschalter. Innovativ zeigt sich die Bank auch bei der Klimaanlage. Sie verwendet die Wärmeenergie aus der Beleuchtung zum energiesparenden Heizen. Dem Zeitgeschmack entsprechend dominieren in der Innenausstattung noch dunkle Farben. Erst beim Umbau Anfang der 1990er Jahre halten hellere Töne Einzug.
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Erfindung des World Wide Web (1989)
Berliner Mauerfall und Wiedervereinigung
Die 1980er Jahre sind auch bei den Bankgenossenschaften im Raum Hildesheim-Lehrte-Pattensen geprägt von einem zunehmenden Ausbau der Elektronischen Datenverarbeitung (EDV). An den Arbeitsplätzen halten die ersten Personal Computer Einzug, Datenleitungen verbinden Zweigstellen mit den EDV-Terminals in den Hauptstellen und diese wiederum mit genossenschaftlichen Rechenzentren. Für die Kunden wird der technische Fortschritt vor allem an der Einführung neuer Selbstbedienungsgeräte sichtbar.
Die zunehmende Vernetzung der Banken ermöglicht in den 1980er Jahren den Siegeszug moderner Geldautomaten, an denen die Kunden mittels Magnetstreifenkarte und einer PIN Bargeld abheben können. 1982 weiht die Volksbank Lehrte in ihrer neu gebauten Filiale in Sehnde den ersten Geldausgabeautomaten im Ostkreis Hannover ein. Mit ihm „ist der Einstieg in die Kundenselbstbedienung auf dem Banksektor vollzogen“, verkündet die Bank stolz und prophezeit „eine Entwicklung, die schon in naher Zukunft größere Bedeutung gewinnen dürfte“.
1983 modernisiert die Volksbank Pattensen ihre Hauptgeschäftsstelle und installiert dabei ebenfalls einen Geldautomaten und einen ersten Kontoauszugsdrucker. Die Selbstabholung der Auszüge durch die Kunden erspart den Banken den zentralen Druck und das arbeitsaufwendige Einsortieren der Ausdrucke in die Kundenkartei.
Eine Konjunkturkrise zu Beginn der 1980er Jahre lässt die Arbeitslosenquote ebenso deutlich steigen wie die Zahl der Unternehmensinsolvenzen. Auch die Volksbank Hildesheim trifft die Krise: Sie schließt das Geschäftsjahr 1984 hauptsächlich wegen Anpassungen am Kreditbestand mit einem Verlust von rund 1,2 Millionen D-Mark ab. Der Bankdirektor nimmt seinen Hut, die Dividende wird gestrichen und ausscheidende Mitarbeiter werden vorerst nicht ersetzt. Schon 1985 verbucht die Bank wieder einen kleinen Gewinn und zahlt den Mitgliedern eine Dividende von fünf Prozent.
Seit März 1988 präsentieren sich die Genossenschaftsbanken mit dem neuen Werbeslogan „Wir machen den Weg frei“.
Umfangreiche Investitionen in neue Technik, die notwendige Modernisierung der Geschäftsstellen, strengere Anforderungen der Bankenaufsicht und der steigende Qualifikationsbedarf für die Mitarbeiter führen in den 1980er Jahren zu deutlichen Kostensteigerungen. Durch die Realisierung des europäischen Binnenmarktes zum Jahreswechsel 1992/1993 droht zudem ein verschärfter Wettbewerb mit ausländischen Geldhäusern und Finanzdienstleistern. Die Bankgenossenschaften fusionieren daher munter weiter, um effizientere und leistungsfähigere Betriebsgrößen zu erreichen.
Auch im Raum Hildesheim-Lehrte-Pattensen kommt es zu weiteren Zusammenschlüssen:
Golfkrieg und Konflikt im Nahen Osten
Berlin wird Hauptstadt
Ende des Kalten Krieges und Zusammenbruch der Sowjetunion
Vertrag von Maastricht
Der erste computeranimierte Film "Toy Story" erscheint in den Kinos
Schengener Abkommen
Das walisische Bergschaf „Dolly“ wird zum ersten geklonten Säugetier
Gründung der Europäischen Zentralbank
Im Dezember 1990 werden die Stiftung Niedersächsischer Volksbanken und Raiffeisenbanken und die VR-Stiftung der Volksbanken und Raiffeisenbanken in Norddeutschland gegründet. Sie fördern verschiedene Projekte aus Kunst, Kultur, Heimatpflege, Wissenschaft, Erziehung, Bildung, Natur- und Umweltschutz die Brücken schaffen, Verständigung ermöglichen und Dialoge anregen. Seit 1991 unterstützt die Stiftung auch Projekte im Geschäftsbereich der Volksbank Hildesheim-Lehrte-Pattensen, wie etwa Theater- und Kulturfestivals, die Sanierung von Kirchenorgeln, die Anschaffung von Drohnen zur Rettung von Rehkitzen bei der landwirtschaftlichen Ernte, Projekte der Heimatpflege und wissenschaftliche Forschungsarbeiten.
Das landwirtschaftliche Warengeschäft, das einige der Vorgängerkassen ursprünglich unterhielten, verliert mit der Wirtschaftswunderzeit und der zunehmenden Spezialisierung auf das Bankgeschäft an Bedeutung. Bereits 1962 überträgt die Spar- und Darlehnskasse Lüdersen ihren Warenhandel auf die Landwirtschaftliche Bezugs- und Absatzgenossenschaft Gestorf. Zuletzt beschließt die Volksbank Ronnenberg die Aufgabe ihres am Standort Holtensen betriebenen Warengeschäfts zum 30. Juni 1992.
Am 9. Oktober 1994 findet die Auftaktveranstaltung zum bundesweiten Volkswandertag mit rund 5.000 Teilnehmern in Algermissen statt. Die organisatorischen Vorbereitungen liegen in den Händen der Volksbank Harsum, zu deren Geschäftsbereich Algermissen gehört. Unterstützung erhält die Bank durch den Bundesverband Deutscher Volksbanken und Raiffeisenbanken und den Genossenschaftsverband Berlin-Hannover.
Zur Verbesserung des Serviceangebotes und zur rationelleren Gestaltung der internen Arbeitsabläufe bieten die Genossenschaftsbanken ab den 1990er Jahren das Homebanking („KontoDirekt“) an. So auch die Volksbank Lehrte, die ab 1997 unter www.vblehrte.de im Internet zu finden ist. Bereits Anfang der 2000er Jahre erledigen fast 20 Prozent ihrer Kunden ihre Bankgeschäfte per Onlinebanking. Für eine Übergangszeit können Bankgeschäfte zudem über das Datenträgeraustauschverfahren mittels Diskette abgewickelt werden – ein Angebot, das vor allem Firmenkunden nutzen.
Ab Mitte der 1990er Jahre begeistern sich immer mehr Kunden für das Investieren in Aktien und Fonds. Dafür sorgen große Börsengängen bekannter Unternehmen wie der Deutschen Telekom (1996) und Pro Sieben (1997) ebenso wie die starken Kurssteigerungen der Technologieaktien am „Neuen Markt“. Im Frühjahr 2000 platzt die Spekulationsblase und beschert der Börsenbegeisterung einen herben Dämpfer.
Das Jahr 1998 steht bei der Volksbank Lehrte ganz im Zeichen des 125. Jubiläums. Beim Festakt im November überrascht die Bank mit der Gründung der Volksbank Lehrte-Stiftung. Die jährlichen Zinserträge der mit einem Grundvermögen von 1 Million D-Mark ausgestatteten Stiftung kommen Projekten aus den Bereichen Kunst, Kultur, Bildung, Heimatpflege und Naturschutz in Lehrte und Sehnde zugute.
Auch in Harsum steht 1998 ein Jubiläum an: Die dortige Volksbank Harsum feiert ihr 100-jähriges Bestehen – unter anderem bei einem Galaabend mit über 1000 Gästen. Parallel laufen bereits Verhandlungen über eine Verschmelzung mit der Volksbank Hildesheim-Leinetal. 1999 entsteht so die vereinte Volksbank Hildesheim, die von rund 20.000 Mitglieder getragen wird. Ebenfalls noch 1999 wird in Harsum der Umbau des Bankgebäudes abgeschlossen. Unter anderem wurde dabei der offene Schalterbereich zugunsten separater Beratungszimmer reduziert.
9/11: Terroranschläge in den USA
Einführung der Euromünzen und -banknoten in der EU
Jahrhunderthochwasser Elbe
Erstes Video auf YouTube
Sommermärchen - Fußball-WM in Deutschland
Finanzkrise
Beginn Arabischer Frühling und politische Umbrüche in Nordafrika und Nahost
Russische Annexion der Krim und Krieg im ukrainischen Donbas
Pariser Klimaabkommen
Computer speichern Jahreszahlen ursprünglich nur als zweistellige Ziffern, weshalb sie beim Sprung ins Jahr 2000 das Kürzel „00“ als 1900 interpretieren könnten. Dann drohen Fehlberechnungen bei Zinsen und Gebühren, Ausfälle von Geldautomaten oder Fehlfunktionen bei Zeitschloss-gesicherten Tresoranlagen. Die Banken prüfen daher alle EDV-Programme auf ihre Jahr-2000-Fähigkeit und planen Notfalllösungen, etwa für die Bargeldversorgung und die Sicherheit der Geschäftsstellen. Dank der Vorbereitungen verläuft der Jahreswechsel für die Banken reibungslos.
Bei der Volksbank Lehrte geht der langjährige Vorstandssprecher Rolf-Rüdiger Rust Ende Februar 2001 in den Ruhestand. Mit seinem Ausscheiden endet die Ära der Familie Rust in der Geschäftsführung der Bank. Schon sein Großvater Wilhelm Rust leitete die Bank von 1893 bis 1923, danach war sein Vater Alfred Rust bis 1970 als Vorstand und Sprecher des Vorstandes tätig.
Neues Markenzeichen im Außenauftritt der genossenschaftlichen Finanzgruppe: 2001 verschmilzt das seit Anfang der 1980er Jahre bestehende Doppellogo aus „geflügeltem V“ der Volksbanken und dem „Giebelkreuz“ der Raiffeisenbanken und Spar- und Darlehnskassen zu einem gemeinsamen Zeichen.
Am 1. Januar 2002 löst der Euro in zwölf europäischen Ländern die nationalen Währungen als Zahlungsmittel ab. Ein einheitlicher Wirtschaftsraum mit einer gemeinsamen Währung für rund 308 Millionen Menschen entsteht. Die Volksbanken in Hildesheim, Lehrte und Pattensen unterstützen die Währungsreform mit zahlreichen Informationsveranstaltungen. Innerhalb der Banken verursacht die Umstellung, insbesondere bei der EDV und den Geldautomaten, einen hohen Aufwand.
Die ab 17. Dezember 2001 erhältlichen „Starter-Kits“ mit allen Euro-Münzen sorgen für einen großen Ansturm. In Nordstemmen sind die Sets schon eine Stunde nach Banköffnung ausverkauft. Am 1. Januar beginnen die ersten Mitarbeiter bereits um 5 Uhr früh mit der Arbeit. Sie müssen vor allem die Geldautomaten füllen, an denen Kunden schon wenige Sekunden nach Mitternacht versuchen, die ersten Euro-Scheine abzuheben.
Am 8. November 2001 schließen die Volksbank Lehrte und die Volksbank Springe-Pattensen-Ronnenberg einen Kooperationsvertrag „als Grundlage für einen gemeinsamen Weg in die Zukunft“. Für die Verschmelzung beider Banken müssen rund 100.000 Kunden mit 200.000 Konten zusammengeführt und die EDV-Systeme mit 530 PC-Arbeitsplätzen, 35 Geldautomaten und 57 Kontoauszugsdruckern verknüpft werden. Nach der Zustimmung der Vertreterversammlungen verläuft die technische Fusion zur Volksbank Lehrte-Springe-Pattensen-Ronnenberg am 21./22. Juni 2003 dank der Vorbereitungen ohne Probleme.
Am 14. März 2005 erfolgt in Lehrte der erste Spatenstich für eine neue Hauptgeschäftsstelle auf dem Gelände der ehemaligen Zuckerfabrik. Planungen dafür gibt es schon seit 1998, da das damalige Bankgebäude in der Ahltener Straße nicht mehr den modernen banktechnischen Arbeitsabläufen entspricht. Am 27. Oktober 2006 wird der Bankneubau der Volksbank Lehrte-Springe-Pattensen-Ronnenberg eingeweiht. Auf dem Parkplatz erinnert ein Relief an August Bödecker, einem der wesentlichen Mitinitiatoren der beiden Genossenschaftsbanken und der Zuckerfabrik in Lehrte.
Im Jahr 2006 richtet die Volksbank Hildesheim eG den 33. VR-Cup der Volks- und Raiffeisenbanken in Norddeutschland aus. Der VR-Cup ist ein großes, traditionelles Fußballturnier, an dem viele Mannschaften der genossenschaftlichen Banken und FinanzGruppe teilnehmen. Waren es in den früheren Jahren bis zu 48 Mannschaften mit ca. 2.000 Teilnehmern, sind es inzwischen nach Corona noch etwa 24 Mannschaften mit ca. 1.000 Teilnehmern. Sechs Jahre später im Jahr 2012 gewinnt die Volksbank Hildesheim eG das Fußballturnier zum bislang einzigen Mal.
2007 platzt in den USA eine Immobilienkredit-Blase. Spätestens mit dem folgenden Zusammenbruch der US-Investmentbank Lehman Brothers im September 2008 erwächst daraus eine globale Finanz- und Wirtschaftskrise. Zahlreiche Banken geraten an den Rand der Pleite und müssen mit staatlichen Milliardenkrediten und Garantiezusagen gestützt werden. In der Folge verschärft die Bankenaufsicht die Regulierung der Finanzinstitute. „Too Big to fail“ soll für keine Bank mehr gelten.
Die höheren Regulierungsanforderungen betreffen ebenfalls die Genossenschaftsbanken, auch wenn sich diese dank ihrer regional bezogenen, gelegentlich auch als „konservativ“ belächelten Geschäftspolitik in der Krise als sehr stabil erweisen. In der Folge stellt etwa die Volksbank Hildesheim fest, dass auch viele Nichtkunden die Sicherheit des Instituts erkennen und ihm ihre Einlagen anvertrauen.
Die Bankenkrise und die verschärften Regulierungsanforderungen führen bei vielen Banken zu einer Neuausrichtung, wobei das klassische Privatkundengeschäft eine Renaissance erlebt. Der ohnehin schon intensive Wettbewerb erhöht sich, hinzu kommen die Auswirkungen der einsetzenden Niedrigzinsphase: Zur Stützung der Wirtschaft und des Finanzsystems senkt die Europäische Zentralbank (EZB) ihren Leitzinssatz ab 2008 schrittweise von 4,25 Prozent auf 0 Prozent.
Im Juni 2014 setzt die EZB zudem den Zinssatz für Einlagen der Banken auf -0,1 Prozent. In der Folge müssen Geldinstitute, die überschüssiges Geld bei der EZB parken, dafür Negativzinsen zahlen. Erst im Juli 2022 leitet die EZB die Zinswende ein und erhöht schrittweise wieder das Zinsniveau.
Sommer 2008: Bei der Fußball-Europameisterschaft steht die deutsche Nationalmannschaft im Endspiel gegen Spanien. Beim von der Volksbank Hildesheim unterstützten Public Viewing verfolgen über 10.000 Fans das Spiel – das leider 0:1 verloren geht. Wegen des großen Andrangs wird, wie schon beim Halbfinale gegen die Türkei, der Kennedydamm für den Verkehr gesperrt. Auch bei den folgenden EM- und WM-Veranstaltungen lädt die Bank mit dem „Volksbank-Fußballfest“ zum Public Viewing ein, nun auf den Hildesheimer Volksfestplatz.
Auf Initiative der Volksbank Lehrte-Sehnde-Pattensen-Ronnenberg zusammen mit der Stadt Lehrte und den Stadtwerken Lehrte entsteht am 14. Dezember 2010 die Energiegenossenschaft Lehrte-Sehnde. Sie soll die Nutzung erneuerbarer Energien voranbringen und dazu in einem ersten Schritt Photovoltaikanlagen auf verschiedenen Dächern in Lehrte und Sehnde betreiben.
2012 zieht die Volksbank Hildesheim nach: Sie unterstützt die Gemeinden Algermissen und Nordstemmen bei der Gründung von Bürger-Energiegenossenschaften.
Am 29. Oktober 2010 veranstaltet die Volksbank in Hildesheim erstmals die Ausbildungsmesse „Nacht der Bewerber“. Über 5.000 junge Besucher kommen, um sich über mehr als 100 vorgestellte Ausbildungsberufe und mögliche zukünftige Arbeitgeber zu informieren. Der Erfolg der Veranstaltung bestärkt die Volksbank jedes Jahr aufs Neue, das Event auch im Folgejahr zu organisieren. Und auch immer mehr weitere Volksbanken greifen das Konzept auf. Nach der Corona-Pause findet die „Nacht der Bewerber“ am 30. März 2022 erstmals als reines Online-Event statt.
Wie aktuell das Modell der Genossenschaften nicht nur in Deutschland ist, zeigt sich 2012: Das Jahr wird von den Vereinten Nationen zum Internationalen Jahr der Genossenschaften ausgerufen. Die UN-Verantwortlichen loben unter anderem die Auswirkungen der genossenschaftlichen Bewegung auf die nachhaltige wirtschaftliche Stabilität ganzer (vor allem ländlicher) Regionen und die positiven Effekte für andere Wirtschaftssektoren. 2016 erklärt die UNESCO die Genossenschaftsidee zum Immateriellen Kulturerbe der Menschheit. Genossenschaften: Ein Gewinn für alle!
Von März 2012 bis März 2014 wird die Hauptstelle der Volksbank Hildesheim am Kennedydamm modernisiert. Ein Schwerpunkt ist die energetische Sanierung: Neue dreifach verglaste Fenster verringern die Energiekosten und erhöhen den Schallschutz. Eine Photovoltaikanlage auf dem Dach sorgt für eine emissionsfreie Stromversorgung. Das neugestaltete Gebäude präsentiert sich nicht nur als Bank, sondern auch als ein „Erlebnisraum für Mitglieder“, die die Basis der Bank bilden. Dementsprechend bekommt der Neubau seinen Namen: „Haus der Mitglieder“. Neu ist auch eine durch das Gebäude verlaufende Dauerausstellung zur Geschichte des Geldes.
Zum 1. Februar 2014 tritt in Deutschland der Einheitliche Euro-Zahlungsverkehrsraum (Single Euro Payments Area – SEPA) in Kraft. Überweisungen und Lastschriften über Ländergrenzen hinweg werden damit in Europa schneller, bequemer und kostengünstiger. Dafür müssen sich Kunden eine neue 22-stellige Kontokennung merken – die sogenannte IBAN (International Bank Account Number). Für die Banken bringt die SEPA-Einführung einigen Aufwand bei der EDV-Umstellung und der Formularanpassung.
Im Mai 2014 starten die Volksbank Hildesheim und die Volksbank Lehrte-Springe-Pattensen-Ronnenberg Gespräche über eine mögliche Fusion. Davon versprechen sie sich unter anderem Kosteneinsparungen bei der Banktechnik, den Pflichtprüfungen durch den Genossenschaftsverband, der Mitarbeiterqualifizierung und der Umsetzung der steigenden Zahl gesetzlicher Vorschriften. Ebenso verbessert eine Vereinigung die Möglichkeiten bei der Kreditvergabe, da diese auch immer von der Höhe des Eigenkapitals einer Bank abhängt.
Die Argumente für eine Fusion und der Verschmelzungsvertrag vom 26. März 2015 überzeugen auch die Mitglieder beider Banken. Sie stimmen auf ihren Vertreterversammlungen im April 2015 für die Fusion ihrer Genossenschaften zur Volksbank Hildesheim-Lehrte-Pattensen. Die vereinigte Bank wird von 67.014 Mitgliedern getragen. Mit 453 Beschäftigten an 51 Standorten betreut sie insgesamt 133.442 Kunden.
Am Wochenende vom 26. bis 28. Juni 2015 findet in Hildesheim der 34. Tag der Niedersachsen statt. Insgesamt 320.000 Besucher kommen an dem Wochenende bei bestem Wetter in die Stadt. Die Volksbank unterstützt die Veranstaltung mit großem finanziellen und inhaltlichen Engagement. Als Publikumsliebling entpuppt sich dabei der Riesenballon der Bank, der an einem Kran hängend in schwindelnde Höhen gezogen wird. Auf dem Parkplatz findet die große Technikmeile statt.
Flüchtlingskrise
Bundestag beschließt gleichgeschlechtliche Ehe
Beginn der Covid-19-Pandemie
Flutkatastrophe im Ahrtal
Putin beginnt mit Russland einen völkerrechtswidrigen Angriffskrieg gegen die Ukraine
Nach der Fusion verstärkt die Volksbank das Engagement im Immobilienbereich als zusätzliches Standbein: Ab 2016 initiiert sie mehrere lokale Baulandentwicklungsgesellschaften, beispielsweise mit der Stadt Elze oder den Gemeinden Nordstemmen und Holle. Zielstellung ist jeweils die Entwicklung lokaler Baugebiete in attraktiven Lagen und zu erschwinglichen Preisen. Damit knüpft die Bank auch an frühere Immobilienaktivitäten ihrer Vorgänger an.
2017 beschließt die Volksbank eG Hildesheim-Lehrte-Pattensen eine Neustrukturierung ihres Filialnetzes. 14 Geschäftsstellen werden geschlossen, darunter Emmerke, Gestorf, Immensen und Sorsum. Vier weitere Bankfilialen werden in SB-Standorte mit Geldausgabeautomaten, Kontoauszugsdrucker, SB-Terminal mit Überweisungsscanner u.w. umgewandelt. Ab 2019 folgt eine erneute Anpassung: Bis 2022 werden neun Geschäftsstellen, darunter Borsum, Gleidingen und Lamspringe, aufgegeben. Sechs weitere Standorte, darunter Ahlten, Ilten und Völksen, werden in SB-Servicegeschäftsstellen umgewandelt. Hier setzt die Bank erstmals Video-Kabinen ein, in denen Kunden ihre Fragen und Anliegen über einen Video-Service-Chat direkt mit einem Bankmitarbeiter besprechen können. Mit der Neustrukturierung des Geschäftsstellennetzes reagiert die Bank auf das schwierige Marktumfeld und das veränderte Kundenverhalten. Über die Hälfte der Kunden erledigen ihre alltäglichen Bankgeschäfte inzwischen online. Der wirtschaftliche Aufwand für den Betrieb der Filialen bleibt jedoch auch bei geringer Kundenfrequenz gleich hoch.
Angesichts der Nullzins- und Negativzinsphase geht die Volksbank ab 2018 bei ihren Immobilienaktivitäten noch einen Schritt weiter: Künftig sollen Mieteinahmen aus eigenen Immobilien die rückläufigen Zinserträge ergänzen. Zu den ersten Projekten gehören die „Masch-Höfe“ in Sehnde. Auf einem 9.200 Quadratmeter großen Areal lässt die Bank fünf Wohnhäuser mit 76 barrierefreien 2- bis 4-Zimmer-Wohnungen bauen, komplett mit Ladesäulen für E-Mobilität und neuesten Smart-Home-Technologien. Im Dezember 2022 ziehen die ersten Mieter ein.
„Alles aus einer Hand? Ihre Hausbank kann das!“ – Mit diesem Slogan führt die Volksbank 2019 ihr Hausbankbonus-Programm ein. Für das Nutzen verschiedener Dienstleistungen und Angebote der Bank und ihrer Verbundpartner sammeln Kunden Sterne. Je mehr Sterne, umso höher ist der Hausbankstatus und die jährliche Bonus-Rückvergütung. Treue lohnt sich also.
Frühjahr 2020: Die weltweite Covid-19-Pandemie erreicht Deutschland und schickt das Land ab Mitte März in einen mehrwöchigen Lock-Down. Auch die Volksbank reagiert: Vom 19. März bis zum 3. Mai 2020 schließt sie 16 ihrer 27 Geschäftsstellen für den Kundenverkehr. Auch die für den 18. Mai geplante Vertreterversammlung und die 11. Nacht der Bewerber im September werden Corona-bedingt abgesagt. In der Bank wird „Mobiles Arbeiten“ eingeführt.
Die Corona-Pandemie trifft insbesondere auch die Reisebranche hart. So verwundert es nicht, dass die Volksbank den Betrieb ihres seit Mai 1999 in der Harsumer Geschäftsstelle ansässigen Reisebüros Hildesheimer Land zum Jahresende 2020 einstellt. Doch es sind vor allem strategische Überlegungen, die zu diesem Entschluss führen. Denn die zukünftigen Entwicklungspotentiale sieht das regionale Finanzinstitut stärker in den bankspezifischen Unternehmensbereichen als im Reisegeschäft, das nicht zu den Kernaufgaben einer Bank zählt.
2020 führt die Volksbank eG erfolgreich eine Crwodfunding-Plattform ein. Es gibt viele gute Projekte und Ideen in Vereinen oder gemeinnützigen Organisationen, die diese nicht durchführen können, weil ihnen die nötigen finanziellen Ressourcen fehlen. Die Crowdfunding-Plattform schafft hier Abhilfe. Unter dem Motto "Viele schaffen mehr" helfen Sie hier aktiv mit, Projekte zu realisieren. Die Idee hinter dem Portal ist durch und durch genossenschaftlich: Wenn sich Unterstützer zusammenschließen, um eine gute Idee gemeinsam umzusetzen, dann wird möglich, was vorher utopisch schien. Ganz so, wie es die genossenschaftlichen Gründungsväter schon vor 170 Jahren erlebt haben. Die Volksbank verdoppelt jede Spende 1 x pro Unterstützer mit bis zu einem Betrag von 100 Euro.
Klimaschutz geht alle an, auch die Volksbank Hildesheim-Lehrte-Pattensen. Im Jahr 2021 erstellt sie daher erstmals eine eigene CO₂-Bilanz. Aus den Ergebnissen lassen sich die größten Stellschrauben erkennen und konkrete Handlungsfelder ableiten, um den CO₂-Fußabdruck weiter zu reduzieren. Eine große Rolle spielt dabei beispielsweise die Stromversorgung, die bei der Volksbank bis zum Frühjahr 2022 für alle bankeigenen Gebäude auf 100 Prozent Ökostrom umgestellt wird.
Im Jahr 2021 werden die Sehnder Masch-Höfe fertiggestellt. Hinter dem innovativen Neubauprojekt steht die Volksbank. Wohnen mitten in der Stadt und dennoch im Grünen. Auf einer 9200 m² großen Freifläche ist in Bahnhofsnähe ein attraktives Quartier mit 76 barrierefreien Mietwohnungen, inklusive Ladesäulen für E-Mobilität und neuesten Smart-Home-Technologien entstanden. Die Wohnungen verteilen sich über fünf einzelnstehende, drei bis viergeschossige Wohnblöcke. Die umbaute Gesamtfläche beträgt ca. 5800 m². Grüne Innenhöfe bilden das verbindende Element, bieten Ruhezonen und Spielflächen für Kinder. Die Gebäude sind im Passivhausstandard erstellt und über Blockheizkraft und Photovoltaikanlage zentral mit Wärme und Strom versorgt. Mit dem Bauprojekt beschreitet die Volksbank neue Wege. Der Schritt ist Teil der strategischen Neuausrichtung, der das starke regionale Engagement des Geldinstituts auf weitere Geschäftsfelder ausrollt.
2023 wird die Volksbank Hildesheim-Lehrte-Pattensen 150 Jahre. Sie blickt zurück auf eine wechselhafte Geschichte mit (Wirtschafts-)Krisen, Währungsreformen und Kriegen, aber auch vielen Meilensteinen. Die Saat der Genossenschaftsidee ist in ihrem Geschäftsgebiet auf fruchtbaren Boden gefallen. Aus vielen kleinen Vorgängerbanken mit anfänglich oft weniger als zwei bis drei Dutzend Mitgliedern, ist eine stattliche Bank erwachsen. Heute betreut sie rund 110.000 Kunden, von denen mehr als 62.000 auch Mitglied der Volksbank sind, und verzeichnet eine Bilanzsumme von knapp 3 Milliarden Euro.
Seit 150 Jahren ist die Volksbank in der Region verwurzelt. Sie steht nicht nur ihren Mitgliedern und Kunden als zuverlässiger Finanzpartner zur Seite, sondern engagiert sich auch nachhaltig für die Region und die Menschen vor Ort. Im 150. Jubiläumsjahr, das unter dem Motto „Füreinander da!“ steht, stockt die Volksbank ihren Spenden- und Sponsoringetat auf passende 150.000 Euro auf. Damit fördert sie vor allem gemeinnützige und soziale Projekte von Bildungseinrichtungen und Vereinen mit dem Fokus auf das Thema Nachhaltigkeit sowie auch Baumpflanzungen in der Region.
Neben dem zusätzlichen Sponsoringbudget in Höhe von 150.000 Euro veranstaltet die Volksbank viele Aktionen und Wettbewerbe. Es werden Insektenhotels, Bienen- und Klimakoffer, Defibrillatoren und Matschküchen verlost und alle Crowdfunding-Spenden bis zu 150 Euro verdoppelt. Eine besondere Aktion sind die #150gutetaten. Die Mitarbeiter der Volksbank eG vollbringen im Jubiläumsjahr unter dem Motto „Zeit ist mehr als Geld“ ehrenamtlich mindestens 150 gute Taten und setzen sich so für den guten Zweck ein – Taten, die verbinden, berühren, etwas bewirken. Das sind bspw. Arbeitseinsätze bei Vereinen, Unterstützung bei der Ausgabe von Lebensmitteln bei der Tafel oder auch Müllsammelaktionen.
„Wir machen den Weg frei“, dieser seit 1988 genutzte Slogan der Volksbanken und Raiffeisenbanken ist für uns Verpflichtung, schon heute die Basis für eine Volksbank zu schaffen, die auch in der Zukunft ihre Aufgaben in vollem Umfang erfüllen kann. Denn klar ist, dass das Bankgeschäft von gestern nur in Teilen auch noch das Bankgeschäft von morgen sein wird. Das Marktumfeld entwickelt sich weiter, ebenso die Bedürfnisse der Mitglieder und Kunden. Unsere Bank kann sich davon nicht abkoppeln, auch sie muss sich verändern, der neuen Situation anpassen. Ebenso liegt es nahe, diesen Weg besser in einer Gemeinschaft mit anderen zu gehen – ganz im Sinne des genossenschaftlichen Mottos: „Gemeinsam sind wir stärker!“